Walburga Weiler hatte immer den schweren, schwarzen und dicken Wollrock an, der bis zum Boden reichte und früher, als man noch keine Unterwäsche trug, bei allen Frauenspersonen üblich war. An einem um den Bauch gebundenen Bändel trug sie meist, vom „gschtrickte Kittel” verdeckt, einen kleinen Schnitzer, ein feststehendes Messer, wie es bei den Wälder Frauen früher üblich war. An diesem Bändel hing auch der Tabaksbeutel, meist mit gutem Tabak gefüllt. Man wußte auch, daß sie hin und wieder Buchenlaub oder ähnliches Kraut rauchte wie viele ihrer Artgenossinen, mehr trug das Gütle im Bachtel manchmal nicht. Am Sonntag, am Stammtisch, erlaubte sie sich des öfteren eine Virginia oder eine dicke Zigarre, wie sie die auch rauchten.
Bei einer Feier des Breitachklammvereins hat sie sich eine Virginia angezündet, die ihr der alte Vorstand spendiert hatte. Da meinte der Klammwirt: „Iazad, Woldburg, iez zuichtes dr bold dine Hosa is Fidle ning.” Da sagte sie ganz spontan: „Daß es gong dir nuiz is Fidle zuicht, mir kanes d' Hosa it ningzieche, ih ho kui a und ho öu nie ui a’khedd.” Man sollte also auch nicht versuchen die Walburga zu reizen, denn schlagfertig war die und einen saftigen Spruch hatte sie immer parat.
Im Jahr 1948 habe ich als Mulitreiber auf der Kemptner Hütte in zwei Herbstmonaten ausgeholfen und mußte dabei immer hinter Hislars Hüs meine Mulis satteln. Da hockte dann meist auf dem Steffel und hat Erdäpfel geschält oder etwas kaltgerührt. Ohne Pfeife sah ich sie nie. Einmal hat sie wieder etwas in einer großen Schüssel kaltgerührt, da habe ich zur Marie gesagt: „Isch des mit der Pfiefe komod, do feilt ja allbot a wink a Äsche i die Schissl.” Da sagte sie schlagfertig: „Wenn e kui Pfiefe ho, no bine halbe nackad.” Dann saß sie wieder auf dem Steffel, der dicke Tabaksbeutel daneben und der Barry, der riesige Bernhardiner, paßte auf, daß der ja an seinem Ort blieb.
Gerade in dieser Zeit kam ich öfter nach Holzgau ins Lechtal, und dort fiel mir auf, daß die Frauen mittleren und höheren Alters alle rauchten. Irgendeine Pfeife hing in jedem Mundwinkel und genießerisch rauchten sie ihr .
So könnte noch manches über rauchende Frauen erzählt werden, doch es reicht soweit.
Doch ein Eintrag aus den Aufzeichnungen von Franz Alois Schratt ist noch erwähnenswert. Unter 1839 ist eingetragen: „Es verdient wohl besonderer Erwähnung, daß in Oberstdorf eine Einwohnerin das hohe Alter von über 100 Jahren erreichte. Es war die 1737 geborene Christina Jochum mit 102 Jahren, als sie am 8. Dezember 1839 ihr langes Leben beschließen mußte. Nach Dr. Groß war sie eine lebenslang starke Raucherin. Dann betont Dr. Groß noch, daß sie Wittwe war, was in diesem Alter auch recht glaubwürdig erscheint.”
In einer Aufzeichnung aus Elbigenalp im Lechtal wird berichtet, daß auf einer Hochzeit um 1790 viele rauchende Frauen dabei waren. Da viele Frauenspersonen den nicht schlagen konnten und somit auch den nicht benutzen konnten, sei ein Korb mit Tabak auf den Tisch gestellt worden, auch eine Pfanne mit glühender Holzkohle und daneben eine Pfanne mit trockenem Torf. Hier konnten sich die Damen der Hochzeitsgesellschaft dann bedienen, indem sie ein Kügelchen Torf an der Holzkohle entzündeten und auf die gestopfte Tabakspfeife legten.
Das Rauchen der Frauen setzte sich bis in unsere heutige Zeit fort, nur daß jetzt mehr Mädchen und Frauen rauchen als die Burschen und Männer. Vorherrschend sind nun die Zigaretten, die als Statussymbol zur Mode geworden sind.