Der Opferstock der alten Kirche, geborgen nach dem großen Brand 1865
Am 29. April 1930 war im »Oberstdorfer Gemeinde- und Fremdenblatt« zu lesen:
„Der Opferstock der alten Kirche
Bei dem großen Brande von 1865, bei dem ein Großteil unseres Ortes ein Raub der Flammen wurde, ging auch die schöne Kirche mit vielen wertvollen Holzfiguren zu Grunde. Der Opferstock scheint durch niederfallendes Mauerwerk so bedeckt worden zu sein, daß nur der untere Teil verbrannte, der Rest wurde aus Schutt und Asche gehoben und im Rathause aufbewahrt. Herr Marktinspecktor [Georg] Bisle machte den für Heimatforschung interessierten Grafen [Christoph Graf v.] Vojkffy darauf aufmerksam.
Vojkffy ließ auf seine Kosten und nach seinem Geschmack das Stück fassen und durch Herrn [????] Kerles geschickte Hand mit einem Holzfuß versehen, so daß es wieder die alte Höhe erreichte, ohne daß irgendwie Veränderungen am Stück selbst vorgenommen wurden. Besonders schön ist die Initiale der Gottesmutter Maria aus Eisen gestanzt, unterlegt mit Kupferblech, dessen grüne Patina reizend durch den rostigen Kranz schimmert, der den Namen umgibt.
Graf Vojkffy hat den Opferstock für unser künftiges Heimatmuseum bestimmt, bis zu dessen Einrichtung bleibt er im Fuggerhaus, wo er Interessenten gerne gezeigt wird.
Zeitlich dürfte das Stück in die Mitte des 17. Jahrhunderts zu stellen sein, also ungefähr um den Ausgang des 30jähr. Krieges.”
Ja, der alte Opferstock gelangte als eines der vielen Oberstdorfer Geschichtszeugnisse 1932 in das Museum. Wer den verkohlten Opferstock aus Eichenholz aus den Trümmern der Pfarrkirche geborgen hat, wird wohl für immer ein Rätsel bleiben. Ein Rätsel wird auch weiter sein, wo er verwahrt wurde, bis das ebenfalls niedergebrannte Rathaus aufgebaut war. Ein gütiges Geschick darf man es nennen, dass im Jahr 1932 die Einrichtung des Museums in der Oststraße erfolgte und im Zuge dessen der Opferstock dorthin verbracht wurde, denn schon vier Jahre später ist das Fuggerhaus den Flammen zum Opfer gefallen. Ob dann vom alten Opferstock noch etwas übrig geblieben wäre?
Heute ist der Zeitzeuge „Opferstock” im Museum zu besichtigen. Er befindet sich dort in bester Gesellschaft mit Exponaten aus Oberstdorfs Vergangenheit.