Oberstdorf vor 50 Jahren

von Eugen Thomma am 01.06.2015

1964

Januar

  • Die Statistik des Standesamtes Oberstdorf für das abgelaufene Jahr 1963 lautet: Geburten sind registriert 274, davon sind 139 Buben und 133 Mädchen. Zur Ehe haben sich entschlossen 89 Paare, wovon der jüngste Bräutigam 19 und der älteste 66 Lenze zählte, die jüngste Braut 16 und die älteste 51. Verstorben sind 135 Personen, davon 75 männliche und 60 weibliche.
  • Die hier laufenden Deutschen Meisterschaften im Eiskunstlauf und Eistanz gelten als Ausscheidung für die Olympischen Winterspiele in Innsbruck. Das Kleinwalsertal, als Veranstalter der Allgäuer alpinen Skimeisterschaften, sagt die Wettkämpfe wegen Schneemangels ab.
  • Der ECO besiegt hier im Stadion den Berliner Schlittschuhclub mit 4:1 Toren.
  • Schnell gelöscht hat die Feuerwehr einen Zimmerbrand in einem Bauernhaus in der Blumengasse. Nur Tage später gilt es einen Schwelbrand am „Renneblock“ und kurz darauf einen Dachstuhlbrand in einer Pension im Ortsteil Reute zu löschen.

Februar

  • „Höhere Stellen” taten sich immer schon schwer, eigene Fehler einzugestehen. Am 1. Februar wird die vorübergehende Landpolizei-Nebenstelle Oberstdorf – zu der Fischen, Bolsterlang und Schöllang gehören – wieder zur Station erhoben, was sich auf Peronal- und Fahrzeugbestand auswirkt.
  • Der „Verkehrs- und Kurverein” nimmt wieder den alten Namen „Verschönerungsverein” an.
  • Die Eltern von 20 Schulkindern stemmen sich gegen die für den 1. September 1964 festgesetzte Schließung der Kornauer Schule.
  • Eine neunköpfige Skifahrergruppe, die vom Kanzelwandhaus zum Fellhorn aufsteigt, wird von einem Schneebrett erfasst. Für eine 21-Jährige kommt jede Hilfe zu spät.
  • Das „Toni-Brutscher-Trio” gibt es nicht mehr. Der Bassist Ottomäx Titscher verstirbt erst 36-jährig.
  • Die Sportler von 13 Nationen treffen sich in der Zimmeroy zum Skifliegen. An den drei Konkurrenztagen sehen rund 75.000 Besucher herrlichen Sport. Der Schwede Kjell Sjöberg wird Gesamtsieger, dem Italiener Nilo Zandanel gelingt mit 144 m der weiteste Flug und damit ein neuen Weltrekord.
50 Jahre - Heft 66

Das Schulhaus in Kornau.

Für 20 Kinder eine eigene Schule zu unterhalten, das sei nicht möglich, argumentierte die Regierung von Schwaben. Die Eltern versuchten vergeblich, die Schule im Dorf zu belassen.

50 Jahre - Heft 66

Das Kanzelwandhaus, von wo aus die Skiläufergruppe zum Fellhorn hochstieg.

März

  • Beim Sepp-Brutscher-Gedächtnislauf sind 40 Familien mit 126 Teilnehmen am Start. „Zwischen Vaters Knien fährt es sich weniger anstrengend”, lautet ein Komentar zum Lebensalter der einzelnen Starter.
  • Zur Wahl des Landrates sind in Oberstdorf 5.809 Personen wahlberechtigt. Der Alleinkandidat Johann Martin Dittrich wird wieder Landrat; die Wahlbeteiligung beträgt nur 33,5 %
  • Zum Festgottesdienst anläßlich der Konfirmation kann Pfarrer Wilhelm Gabriel sechs Jungen und acht Mädchen begrüßen.
  • Zum Ostersonntag führt der Kirchenchor der kath. Pfarrkirche die Theresienmesse von Joseph Haydn auf, der am Ostermontag die Krönungsmesse von Wolfgang Amadeus Mozart folgt. Beide Aufführungen stehen unter der Leitung von Otmar Ruhland, an der Orgel Siegfried Kuen.

April

  • Ein Eishockeyschlagerspiel ist die Begegnung der Schuhplattler gegen die Skischule Kühberg. Die Partie, unter der Leitung von Kurdirektor Fritz Geiger, endete gerecht mit 6 : 6 Toren. Die Eintrittsgelder kommen der Sportjugend zu gute.
  • Am „Weißen Sonntag“ gehen 43 Mädchen und 35 Buben zur Ersten hl. Kommunion.
  • Gemäß dem neuen Tarifvertrag wird die Arbeitszeit in der Gemeindeverwaltung von 45 auf 44 Stunden verkürzt. Freitags schließt das Rathaus jetzt schon um 17 Uhr.
  • Beim Einbau der Heizung in der kath. Pfarrkirche stoßen Arbeiter bei Grabungen auf Gebeine, die nach Lage der Dinge aus der Zeit zwischen den Kirchenbauten von 1141 und 1419 stammen müssen.
  • In Schöllang feiern Altbürgermeister Martin Stoß und seine Frau Regina sowie der Landwirt und Krämer Jakob Socher und seine Frau Maria Goldene Hochzeit. Beide Paare haben vor 50 Jahren in Schöllang auch zusammen geheiratet.
  • Für 40 Jahre Dienstzeit, davon 22 Jahre in Oberstdorf, wird die Volksschullehrerin Helene Ebenhoch in einer Feierstunde geehrt. Schüler führen das Theater „Die Brote aus Stein” auf.
50 Jahre - Heft 66

Im Kreise der Kolleginnen und Kollegen die geehrte Helene Ebenhoch.

Von links: Schulleiter August Michl, Helene Ebenhoch, (???), Hertha Schaumberg, Anna Schaumann, Hermann Gabler.

Mai

  • Ab dem 1. Mai gilt für die Pfarrstraße Einbahnverkehr.
  • Mit einer kleinen Feier eröffnet die Bergwacht die in Gemeinschaftsarbeit eingerichtete Rettungzentrale im ehemaligen gemeindlichen Bauhof.
  • Neben dem Eisstadion findet durch einen Augsburger Unternehmer, wie schon seit Jahren, das „Pfingstvolkfest” mit Autoskooter, Karussell, Schießbuden usw. statt.
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In der Pfarrstraße wird der Einbahnverkehr eingerichtet.

Juni

  • Der Monat Mai war nach Auskunft der Oberstdorfer „Wetterfrösche” mit 11,5° C gegenüber dem langjährigen Durchschnitt mit 10,2o C etwas zu warm.
  • Die Schweizer Operetten-Gastspiele bringen die Wiener Operette „Das Dreimäderlhaus”, Musik von von Franz Schubert, in der Turnhalle auf die Bühne.
  • Im Kleinwalsertaler Gemsteltal wird Steinwild aus dem Gebiet um Pontresina ausgewildert. Zwei vierjährige und eine einjährige Geiß sowie zwei einjährige und ein dreijähriger Bock werden aus den Transportkisten in die Freiheit entlassen. Alles heutige Steinwild in unseren Bergen stammt von diesen Tieren ab.
  • Ein „schlampiger Dieb” wirft in einer Gaststättentoilette eine gestohlene Brieftasche weg, die dem Geschädigten wieder zugestellt werden kann. Der Langfinger hat sich zwar 700,– DM angeeignet, „übersieht” aber in einem Seitenfach die dort steckenden 1.000,– DM.

Juli

  • Mit der Veranstaltung „Singendes, klingenden Oberstdorf” wir die Oybele- Festhalle des Gebirgstrachten- und Heimatschutzvereins offiziell eröffnet.
  • Das Oberstdorfer Theater bringt im Theatersaal des Café Baur die Neueinstudierung „Der Witwen-Tröster” zur Aufführung.
  • Mit Philipp Haneberg, der ab 1939 die Hütte am Seealpsee bewirtschaftete, stirbt ein Oberstdorfer Original.
  • Oberstudiendirektor Dr. Eduard Beßler verabschiedet an der Oberrealschule 42 Abiturienten, ehe er nach nahezu 40 Jahren Dienst an dieser Lehranstalt in den Ruhestand tritt. 104 Buben und Mädchen treten neu in diese Schule ein.
  • Der Juli war zu warm, behauptet ein Artikel der hiesigen „Klimaforschung”. Mit 263 Sonnenstunden und einer Durchschnittstemperatur von 16,5o C lag der Monat Juli um 1,2o C über dem 30-jährigen Durchschnitt.
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Philipp Haneberg, ein Original und Lebenskünstler, verbrachte lange Zeit am Seealpsee, wo er die alte Fischerhütte bewirtschaftete.

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Oberstudiendirektor an der Oberrealschule Oberstdorf, Dr. Eduard Beßler, im Rahmen einer Ehrung.

August

  • In der Trettachstraße öffnet mit der „Retorte” das erste chinesische Restaurant in Oberstdorf.
  • 19 Schülerinnen und Schüler der Oberrealschule Oberstdorf weilen zu einem Austausch im Gymnasium Henley in England.
  • Der Umbau des Krankenhauses schreitet voran. Im westlichen Anbau sind 50 neue Ein-, Zwei- und Dreibettzimmer fertiggestellt, so dass die Klinik über 150 Betten verfügt.
  • Kurverwaltung und Verschönerungsverein sind sich einig: Zu den bereits 100 neu aufgestellten Ruhebänken sollen an den Wanderwegen weitere 100 mit zugehörigen Papierkörben hinzukommen.
  • „Die Regierung von Schwaben torpediert Raststätte am Großen Alpsee”, so lautet eine Zeitungsüberschrift (war da nicht kürzlich auch was am Alpsee?).

September

  • Der Erstbegeher des Südwestgrates am Himmelhorn, der Langenwanger Lehrer Hermann Rädler, feiert mit seiner Frau Maria Goldene Hochzeit. Die Kletterroute ging unter dem Namen „Rädlergrat” in die alpine Literatur ein.
  • Anläßlich des 75. Gründungsjubiläums des Schöllanger Schützenvereins findet dort das Gauschießen statt.
  • An der Volkschule beginnen 116 kleine ABC-Schützen ihr „Studium”.
  • In Ückermanns „Schlangen-Zoo” im Fuggerpark wird das Futter für die Reptilien knapp, weil ihm die Schulbuben keine Frösche mehr fangen für die Schlangen.
  • Am Mathästag (21. 9.) schneit es beim Abtrieb der Sennalpen bis ins Tal herunter.
  • Girgl Hofmann fängt im Freibergsee einen 135 cm langen und 32 Pfund schweren Hecht (als Halbpräparat heute im Heimatmuseum ausgestellt).
  • Die Musikkapelle Schöllang feiert ihr 100. Gründungsjubiläum. Im Jahre 1864 hat Lehrer Anton Wegmann mit zehn Mann begonnen.

Oktober

  • Am Wochenende vor dem Hüttenschluss verzeichnet die Rappenseehütte mehr als 300 Übernachtungsgäste.
  • Im Jahr nach der Stadterhebung Sonthofens stirbt dessen 67-jähriger Bürgermeister Alois Waltenberger plötzlich. Waltenberger war 16 Jahre, davon 12 Jahre ehrenamtlich, Oberhaupt der Kreistadt.
  • Oberstdorfer Bauern beteiligen sich an der Allgäuer „Heuspende” für die von der Trockenheit betroffen Berufskollegen in Nordbayern. 3.000 Zentner Heu (in Ballen gepresst) bringt die Bahn aus dem Allgäu dorthin.
  • Die „Wiener Hoch- und Deutschmeister”, unter der Leitung von Julius Hermann, füllen die Filmbühne bis auf den letzten Platz.
  • Über 220 Fieranten bieten beim Oberstdorfer Gallusmarkt ihre Waren an.
  • Bei der „Trophäenschau” des Jagdringes in der Turnhalle sind 266 Hirschgeweihe zur Beurteilung und Besichtigung ausgestellt.

November

  • Im Vergleich von den Jahren 1952/53 zu den Jahren 1962/63 haben sich die Gästeübernachtungen auf 1,5 Millionen nahezu verdreifacht.
  • Die Söllereckbahn baut westlich des Schönblick einen Doppelbügellift und nennt ihn Ochsenhöfle-Lift.
  • IKH [Ihre königliche Hoheit] Wiltrud Herzogin von Urach, eine Tochter des bayerischen Königs Ludwig III., feiert im Jagdhaus ihren 80. Geburtstag. In die Gästerunde bringt der Postbote ein Glückwunschtelegramm von Papst Paul VI.
  • Nach rund 60 % der Fundsachen wird im Fundamt überhaupt nicht nachgefragt. Bei Schlüsseln, Brillen, Handschuhen, Hüten und Mützen versteht man das, aber bei einem wertvollen Gemsbart und einer Zahnprothese ist das schon seltsam.

Dezember

  • Oberstdorf ist Kneippkurort! Der bayerische Fachausschuss für Kur- und Erholungsorte verleiht, nach erfolgten Überprüfungen, dem Ort das Prädikat.
  • Die kleinste der Lorettokapellen, die Appachkapelle, erhält im Zuge der Sanierung ein neues Fundament.
  • Pastor Wilhelm Gabriel, der von 1947 bis 1964 an der evangelischen Christuskirche wirkte, geht nach Fürstenfeldbruck. An seine Stelle kommt lic. theol. Woldemar Schilberg.
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IKH Wiltrud Herzogin von Urach, geb. Prinzessin von Bayern, im Oberstdorfer Jagdhaus, vor einem Bild ihrer Eltern.

Kontakt

Verschönerungsverein Oberstdorf e.V.
1. Vorsitzender
Peter Titzler
Brunnackerweg 5
87561 Oberstdorf
DEUTSCHLAND
Tel. +49 8322 6759

Der Verein

Unser gemeinnütziger Verein unterstützt und fördert den Erhalt und Pflege von Landschaft, Umwelt, Geschichte, Mundart und Brauchtum in Oberstdorf. Mehr

Unser Oberstdorf

Seit Februar 1982 werden die Hefte der Reihe "Unser Oberstdorf" zweimal im Jahr vom Verschönerungsverein Oberstdorf herausgegeben und brachten seit dem ersten Erscheinen einen wirklichen Schub für die Heimatforschung. Mehr

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